Museum für Kunst und Gewerbe
Hamburg

Stephanie und Mathias Weber haben monatelang das Festival vorbereitet, das unter der Schirmherrschaft des Vereins Fanderard und des Französischen Botschafters Philippe Étienne und in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Konservatorium stattfand. Die Herausforderungen waren groß, sowohl in finanzieller als auch in logistischer und künstlerischer Hinsicht.

Es sei daran erinnert, dass Hamburg die Steinway-Stadt ist! Ein Érard-Festival in Hamburg zu organisieren ist also ein bisschen wie eine Rolls Royce Oldtimer-Meeting in Stuttgart zu veranstalten.

Das Festival erstreckte sich über ein ganzes Wochenende. Für die Mitglieder von Fanderard begann es bereits am Freitagabend mit einem Empfang im Hause Weber, wo sie von einem Abendessen und zwei Érard-Flügeln begrüßt wurden. Erwähnenswert ist, dass einige Mitglieder des Vereins bei Webers und deren Freunden untergebracht werden konnten.

Mehrere Vereinsmitglieder und auch solche, die es werden wollen, sind von weither angereist: Aus Belgien Christian Coppey, Jean-Paul de Backer, aus Frankreich Marie-Ange Pector, Marc Mougenot, Jean Louchet, Xavier Wohleber, Claire Perrin, Gudrun und Serge Baggi und natürlich Françoise Tillard, die als Künstlerin am Festival teilnahm, Cécile, Veronique und Karim Haggouchi aus Wiesbaden, und aus Hessen Florence und Karl Duchène-Schwerdt. Wir heißen diejenigen willkommen, die während des Festivals zum Verein hinzugestoßen sind, wie z.B. Bernard Lemercier aus Belgien.

Während des gesamten Festivals wurde auf Deutsch, Englisch und/oder Französisch kommuniziert, bei jedem Ereignis wenigstens auf zwei der drei Sprachen. Dadurch entfiel jede Sprachbarriere.

Samstagmittag : Führung durch die Instrumentensammlung, Vorträge und ein kleiner musikalischer Vorgeschmack (ein kleines amuse-oreilles)

Das Museum für Kunst und Gewerbe beherbergt eine sehr schöne und umfassende Sammlung alter Musikinstrumente, insbesondere Tasteninstrumente, die unter hervorragenden Konservierungsbedingungen aufgestellt sind. Während unten im Spiegelsaal das Konzert vorbereitet wird, führt uns Olaf Kirsch, Kurator der Musikinstrumentensammlung, durch eben diese. Die Führung beginnt mit den ältesten Instrumenten, z.B. einem 500 Jahre alten italienischen Cembalo sowie einem Cembalo des Hamburger Instrumentenbauers Christian Zell vom Beginn des 18. Jahrhunderts, und endet bei Klavieren und Flügeln des späten 19. Jahrhunderts. Herr Kirsch, ganz Musiker, führt übrigens alle besonders erwähnten Instrumente auch vor, indem er für jedes Instrument ein passendes Stück bereithält.
Im Anschluss hören wir die Uraufführung einer Komposition des französischen Komponisten Jacques Erdos, der auch Mitglied von Fanderard ist. Das fröhliche Stück cortège reiht sich perfekt in Debussys Petite Suite ein, aus der zwei Sätze gespielt werden. Interpretiert werden sie von Françoise Tillard und Mathias Weber.

Nach einer kleinen Mittagspause schweigt die Musik zugunsten zweier Restauratoren alter Klaviere. Ulrich Punke aus Oldenburg und Gert Hecher aus Wien. Beide haben übrigens die Erardflügel der Webers restauriert.

Gert Hecher ging auf die bemerkenswerten Neuerungen ein (positive wie negative, in jedem Fall aber irreversible), die das Aufkommen der « westlichen » Klaviere im Allgemeinen, und Érard-Klaviere im Besonderen, in der Wiener Musikwelt mit sich brachte. Ulrich Punke stellte seine Arbeit als Restaurator vor. Die Vortragstexte sind auf der Webseite www.fanderard.org ->Concerts & Évenements, ->Évenements zu finden.

Samstagabend: Konzert

Insgesamt stehen drei „Konzerte“ auf dem Programm, gespielt auf zwei großen Érard-Flügeln (2,40m und 2,48m), die der Sammlung des Museums leihweise zur Verfügung gestellt wurden. Sie sind aus den Jahren 1840 (dem ersten Jahr, in dem Érard die geschwungenen Seitenbegrenzungen rechts und links neben der Tastatur baute, die sich für die nächsten hundert Jahre an Érard-Flügeln finden lassen) und 1857. Beide Instrumente wurden perfekt restauriert.
Die erste musikalische Darbietung -unsere amuse-oreilles– direkt im Anschluss an die Führung durch die Instrumentensammlung bildete den Auftakt. Es folgt der Konzertabend, der nun beschrieben wird und den Abschluss bildet die Matinée am Sonntag.

Nach einer Begrüßungsrede des Direktors des Hamburger Konservatoriums, Michael Petermann, eröffnet Mathias Weber den Abend mit zwei Walzern von Chopin. Es folgen Françoise Tillard, Elina Akselrud, Mayu Sugano, Gundel Deckert (alle am Flügel), Knut Schoch (Tenor), Michael Gonschorek (Querflöte), Maxim Kosinov (Geige) und Javier Bonet (Naturhorn). Die ersten drei Künstler sind den Mitgliedern unseres Vereins keine Unbekannten, spielten sie doch bereits auf Konzerten, die wir früher organisiert hatten. Knut Schoch tritt desöfteren mit Mathias Weber auf. Die Schumannlieder sind feste Bestandteile seines Repertoires.

Wir lauschen mehr als drei Stunden lang hervorragender Musik, geschrieben von den Romantikern Schumann, Chopin, Liszt, aber auch Fanny Hensel, Carl Reinecke und Brahms, bis hin ins 20. Jahrhundert mit Ravel und Kosma.

Das Programm aller Darbietungen findet sich im Anhang.
Eine Auswahl des Programms zum Nachhören findet sich auf der Seite http://mathias-weber.com/erard/erard-festival-2016/#cd

Sonntagmorgen: Konzert der Studenten

Die Studenten des Hamburger Konservatoriums sowie der Hochschule für Musik aus Weimar spielen Werke von Beethoven, Smetana, Liszt, Schumann, Brahms u.a. (Geige-Klavier, Klarinette-Klavier und Soloklavier). Und – das muss man anerkennen – sehr professionell!

Es soll hier noch einmal hervorgehoben werden, dass alle während des Festivals gespielten Werke aus folgenden Epochen stammen: Spätklassik (Beethoven), Romantik (Chopin bis Brahms), zeitgenössisch (Kosma). Es wurde noch einmal bewiesen, dass die Klangfarbe dieser historischen Flügel wunderbar zu deutlich älteren Werken passt (was nichts Neues ist!), aber auch vor allem zu deutlich jüngeren!

Darüber hinaus konnte man feststellen, dass sich Érardflügel hervorragend für Ensemble-Musik eignen. Der orchestrale Klangcharakter dieser Flügel hat die besondere Eigenschaft, die Mitspieler klanglich nicht zu erdrücken (seien es Stimmen oder Instrumente).

Sonntagnachmittag: Stadtführung durch Hamburg

Stephanie Weber führt die Gruppe der Fanderard und alle sonstigen Interessierten durch die Straßen Hamburgs, durch den Regen, zwischen Kanälen, Fleeten ins Hamburger Rathaus zur Binnenalster, an den Hafen und zu den Landungsbrücken wo wir den Ausflug mit einer Rundfahrt auf der Elbe beschließen.

Übersetzung : Karl Schwerdt

Weitere Informationen zum Érard-Festival 2016